Carlo Schmid Schule trifft Verfassung
Peter Müller, Richter am Bundesverfassungsgericht hält Vortrag zu Doppeljubiläum 70 Jahre Internationaler Bund und Grundgesetz
Peter Müller, Richter des 2. Senats am Bundesverfassungsgericht, hat vor rund 120 Schüler*innen und Gästen an der Carlo Schmid Schule in Karlsruhe einen Vortrag zu 70 Jahre Grundgesetz gehalten. Doris Lauer, Geschäftsführerin des Internationalen Bundes (IB) Baden begrüßte die Anwesenden zu der nachträglichen doppelten Geburtstagsfeier. Denn in diesem Jahr fielen der 70. Geburtstag des Grundgesetzes und der des Internationalen Bundes zusammen. Die Verbindung zwischen beiden Ereignissen besteht im Namensgeber der Schule Carlo Schmid. Carlo Schmid hat maßgeblich das Grundgesetz mit gestaltet und zählt damit zu den „Gründungsvätern“ der Bundesrepublik Deutschland und ist zudem auch einer der Gründer des Internationalen Bundes. Carlo Schmid sagte damals in seiner Rede im Parlamentarischen Rat am 8. September 1948: „Eine Verfassung ist nichts anderes als die in Rechtsform gebrachte Selbstverwirklichung der Freiheit eines Volkes.“
Peter Müller bezeichnete deshalb die Carlo Schmid Schule als „genau den richtigen Ort, um über das Grundgesetz zu reden.“
Beate Schramm, Schulleiterin der Schule, freute sich über den Besuch von Peter Müller ganz besonders, „denn hier haben die Schüler*innen die Chance, direkt der „Quelle“, einem Hüter der Verfassung, Fragen zu stellen.“
Peter Müller referierte darüber, dass es die ursprüngliche Absicht war, das Grundgesetz nur als provisorische Verfassung zu entwerfen, aber mittlerweile sei es aus seiner Sicht eine der stärksten Verfassungen dieser Welt, „denn das Bundesverfassungsgericht darf auch dem Gesetzgeber „in den Arm fallen“, erklärt Peter Müller den gespannt lauschenden Schüler*innen.
Er berichtete, dass „die Mütter und Väter des Grundgesetzes aus der Geschichte gelernt hatten“ und mit dem Grundgesetz ein Gegenbild zur Staatsordnung des Nationalsozialismus entwerfen wollten. „Das Bekenntnis, dass Demokratie und Rechtsstaat sich bedingen, ist eines der wichtigsten Prinzipien des Grundgesetzes“, führte Müller fort.
„Dieser Verfassung haben wir es zu verdanken, dass wir seit vielen Jahrzehnten friedlich zusammenleben können.“ Der Einzelne ist heutzutage wichtiger als das Kollektiv und die Würde jedes Menschen ist laut Artikel 1 unantastbar und steht über allem.
Die Werte des Internationalen Bundes und der Carlo Schmid Schule leiten sich von den Grundrechten ab. Das Leitbild des IB ist „Menschsein stärken“. Mit unseren Schulen wollen wir dem Leitmotiv des IB gerecht werden und das „Menschsein stärken“ in die Realität umsetzen. Internationalität, Weltoffenheit, Diversity, Beteiligung sind dabei einige der wichtigsten Werte“, erklärt Doris Lauer, Geschäftsführerin des Internationalen Bundes (IB) Baden, weshalb es ein so wichtiger Anlass war, den Doppelgeburtstag zu feiern.
In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde stellten Schüler*innen interessante Fragen wie beispielsweise, wie man Richter am Bundesverfassungsgericht wird, wie das Grundgesetz die informationelle Selbstbestimmung im digitalen Wandel schützt und weshalb es bei Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein Gender Pay Gap gibt. Peter Müller nahm sich viel Zeit für die Schüler*innen und beantwortete die Fragen mit ausführlichen Hintergrundinformationen.
Wichtig war es ihm zu betonen, in welch „guter Verfassung“ sich Deutschland befindet. „In unserem Land werden Freiheitsrechte geachtet und die demokratischen Strukturen funktionierten.“ Leider sei das nicht überall auf der Welt so.
„Allerdings muss auch in Deutschland Demokratie jeden Tag neu erkämpft werden, denn sie ist nicht selbstverständlich.“ Er appellierte an die jungen Leute, „jedes Engagement ist wichtig.“ Dafür erhielt er großen Beifall!
Zum Ende gab es dann noch eine kleine Abschlussüberraschung. Peter Müller unterschrieb im Beisein von Geschäftsführerin Doris Lauer ein IB-70-Jahre-Fahrrad, um die Verbindung zwischen Carlo Schmid Schule und dem Bundesverfassungsgericht nicht abreißen zu lassen, denn das Gericht ist nur rund 9 Minuten in gerader Linie mit dem Fahrrad von der Carlo Schmid Schule entfernt.