Leben und leben lassen – Gemeinsamkeiten statt Unterschiede finden

Zum Weltfriedenstag am 8. Mai haben die Spracherwerbsklassen der Carlo Schmid Schule Pforzheim in Kooperation mit der Flüchtlingsbeauftragten der evangelischen Kirche, Nicola Friedrich, ein interreligiöses Friedensgebet im Schlosspark veranstaltet. Weitere Beteiligte waren verschiedene Religionsvertreter der Stadt Pforzheim, Klassen des Hebel- und des Hilda-Gymnasiums, das Haus der Jugend, das Kommunale Kino sowie Martin Ngnoubamdjum, bekannt als Bruder Martin vom Verein „Afrika Präsenz“.

Im Schlosspark wurden „Klagemauern“ installiert, die mehr als 120 persönliche Gebetskarten der Schülerinnen und Schüler trugen. Die Gebetskarte von Ahmad Hboubati (20) aus Syrien war auch dabei. „Search for a Homeland“ ist groß darauf zu lesen. Ahmad ist seit zwei Jahren in Deutschland und geht in die VAB-O-Klasse der Carlo Schmid Schule. Später möchte er Journalist werden. „Wir wollen alle eines: Frieden und keinen Krieg mehr!“, sagte er bestimmt und voller Hoffnung.

„Heute vor 73 Jahren wurde der Zweite Weltkrieg beendet und darum treffen wir uns heute an diesem historischen Datum zum gemeinsamen Friedensgebet“, so Liane Bley, Betriebsleiterin vom Internationalen Bund Baden in ihrer Ansprache. „Friede ist der einzige Wunsch, der Menschen antreibt, die im Krieg irgendwo auf der Welt gefangen sind“, sagte Bley weiter. Das gemeinsame Friedensgebet sei eine Botschaft der Hoffnung. Jeder solle sich bewusst sein, was wesentlich und wichtig sei.
„Auch Carlo Schmid, Namensträger der Carlo Schmid Schulen in Baden, setzte sich zeit seines Lebens für Vielfalt, ein gemeinsames Miteinander der Kulturen und den Abbau von Vorurteilen ein“, erklärte Ursula Heckner-Bisping, Schulleiterin der Carlo Schmid Schule Pforzheim. „Leben und leben lassen, Gemeinsamkeiten statt Unterschiede finden“, fuhr Heckner-Bisping fort. Die Natur spielte auch mit und so wehte just in dem Moment ihrer Rede der Wind eine ganze Schar heller Blüten von einem Baum über die Köpfe aller Teilnehmer und sorgte für Staunen und großen Jubel.

Religionsvertreter sprachen ihren Segen aus

Verschiedene Religionsvertreter der Stadt Pforzheim (u. a. Ahmadiyya-Moschee-Gemeinde, evangelische und katholische Kirche) sprachen anschließend vor den zahlreich erschienenen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und weiteren Beteiligten nacheinander ihren Segen für die friedliche Koexistenz im vielfältigen Zusammenleben in der Stadt Pforzheim aus.
„Wir sind alle Menschengeschwister, die miteinander mehr von Gott verstehen als allein“, hieß es da von Nicola Friedrich und „Liebe für alle, Hass für keinen“ vom islamischen Religionsvertreter. Das sollte unser aller Motto sein.

Im Anschluss wurde eine Auswahl an zehn Gebeten von zwei Schülern im Wechsel laut vorgelesen. Musikalisch wurde das Friedensgebet in den Pausen von Bruder Martin begleitet, der mit seinen Trommeleinheiten für gute Laune und Tanzeinlagen unter den Anwesenden sorgte.

Nach der Ansprache nahmen die Schülerinnen und Schüler die Gebetskarten von der „Klagemauer/Gebetswand“, jeder hielt jeweils ein Gebet eines anderen in seinen Händen. Unter Begleitung der Lehrkräfte wurden die einzelnen Gebetskarten von den Schülern an 2 Fußgängerbrücken über die Enz am Stadttheater installiert. Die Ausstellung der Gebetskarten war bis Mitte Mai zu sehen.

Der Schlosspark ist seit geraumer Zeit bei Dunkelheit ein Angstraum für die Pforzheimer Bürger. Da Angst den Grundstein legt für Habgier, Ärger oder gar Ignoranz – maßgebliche Auslöser für Auseinandersetzungen, Gewalt und Kriege –, haben wir mit Bedacht gerade an diesem Ort ein Friedensgebet veranstaltet, das die Vielfalt der Religionen widerspiegelt. Es soll ein Zeichen der friedlichen Koexistenz sein.